Imad D. ist ca. seit 8 Jahren dem Indoorcycling Virus verfallen. Ihm gefällt, in der Gruppe was zu erleben, dies völlig wetterunabhängig und somit auch regelmässig. Er liebt die Musik, die ihn trägt, motiviert und herausforderd. Er liebt es seine Grenzen auszuloten, seine Komfortzone zu verlassen und im optimalen Fall in den Flow zu kommen. Kurz – er liebt, was die meisten von uns begeisterten Indoorcycler schätzen und nicht missen möchten. Doch Imad schätzt noch einiges mehr! Er liebt es, dadurch in die Gemeinschaft integriert zu sein, sich sportlich zu betätigen, ohne grossen Gefahren ausgesetzt zu sein. Er liebt solche Momente, des intensiven und bewussten Erlebens. Imad ist sehbehindert.
Imad’s Handicap
Imad’s Sehbehinderung trat bei ihm erst später auf. Ungefähr 42jährig erhielt er die Diagnose Morbus Stargardt, eine genetisch bedingte Sehbehinderung. Heute mit 57 Jahren beschreibt er seine Wahrnehmung folgendermassen:” Mein Sehfeld ist extrem eingeschränkt; ich sehe nur noch am äussersten Rand etwas, ansonsten bin ich blind. Weiter ist auch die Adaptionsfähigkeit für das restliche Sehfeld eingeschränkt. Der Wechsel vom Hellen ins Dunkle, oder auch umgekehrt, bedarf einiger Angewöhnungszeit. Auch bei bestimmten künstlichen Lichtarten, beispielsweise Blaulicht, sehe ich rein gar nichts.” Gemäss seinem Augenarzt ist seine Sehfähigkeit sehr schwer zu quantifizieren, aber er schätzt sie auf ca. 5%.
Indoorcycling – der Weg zurück
Das Indoorcycling hat für Imad bereits seit seinen ersten Umdrehungen eine spezielle Bedeutung und einen wichtigen Platz in seinem Leben eingenommen. Er hat sehr lange mit seinem Leben gehadert und hat eine negative Lebenseinstellung gehabt. Als folge davon hat er sich mehr und mehr isoliert und sein Selbstwertgefühl war sehr gering. Er sagt, Indoorcycling hat ihn aus der Isolation herausgeholt, hat Ihm gezeigt, dass es weiter gehen kann.
Der steinige Weg vom Teilnehmer zum Instruktor
Alle für einen…
Ermutigt und zuversichtlich kam Imad nach ca. 2 Jahren zum ersten Mal auch der Gedanke, sich als Instruktor ausbilden zu lassen. Er habe damals einen Antrag gestellt, doch dieser wurde abgeschlagen. Zum Glück habe er sich nicht entmutigen lassen und immer wieder erneut einen Antrag gestellt, auch wenn diese immer wieder abgesagt wurden.
Imad wandte sich dann auch an mich. Zu dieser Zeit, war ich als Master Instruktorin für Schwinn® im aktiven Dienst und merkte sofort, wie stark Imad’s Wille und auch seine Passion für diesen Sport war. Ich wollte mich unbedingt dafür einsetzen, dass es auch unter erschwerten Bedingungen möglich sein sollte, eine Ausbildung zu absolvieren. Zusammen mit Britta K. erarbeiteten wir zusätzliche Auflagen, welche es auch Menschen wie Imad möglich machen sollten, als Instruktor eine Stunde zu leiten. Nebst der praktischen Umsetzung unter Berücksichtigung jeglicher Sicherheitsmassnahmen, mussten auch rechtliche Belange geklärt werden. An dieser Stelle auch ein grosses Dankeschön meinerseits an Britta K.
Imad’s unendliche Dankbarkeit
Imad ist noch heute jeder einzelnen Person dankbar, welche ihm dies ermöglicht hat. Dank seinem eisernen Willen hat er gezeigt, dass es sich lohnt, dran zu bleiben und für das zu kämpfen, wofür man brennt. Zurecht mit einem gewissen Stolz, hat er als vermutlich der erste sehbehinderte Cycling Instruktor Europas, den Weg geebnet und gezeigt, dass auch dies möglich ist.
Selbstverständlich brauchte es Unterstützung auf vielen Fronten. Es brauchte das OK der Center Leitung, dies im Anschluss auch im Center praktizieren zu dürfen. Es brauchte aber auch von Beginn an eine Person, die ihn während der Ausbildung und auch vor und während der Stunden begleitete. Peter D., selbst Instruktor, hat ihn diesbezüglich grossartig unterstützt und war ihm eine grosse Hilfe.
Wie muss man sich eine Cyclingstunde mit Imad vorstellen?
Eine solche Cycling Lektion läuft eigentlich wie bei “Sehenden” ab. Einzig, dass Imad noch eine Assistenz dabei hat, die ihm seine Augen ersetzt, ist alles identisch. Zu Beginn gab ihm die Assistenz auch weit mehr Infos, bspw. auch bezüglich der Musiklänge. Mittlerweile arbeitet er aber direkt mit seinem Laptop auch während der Lektion. So kann sich seine Assistenz noch vielmehr auf die Teilnehmenden konzentrieren und kann unverzüglich reagieren, falls etwas vorfallen sollte. Urs B. und Peter D. sind sozusagen seine Augen.
Imad’s Aufgabe ist sogleich sein Highlight
Er sagt, die Indoorcycling Lektionen haben ihm wieder eine positive Lebenseinstellung gegeben; sie haben mein Leben gerettet. Dadurch hat er nun wieder eine sinnvolle Aufgabe, die ihm sehr viel Spass bereitet. Er ist auch wieder viel selbstbewusster geworden. Die wöchentlichen Lektionen sind für ihn jedesmal ein Highlight, das er sehr geniesst und ihm jedes mal erneut Lebenskraft gibt.
Imad’s Energie reicht nun für noch vielmehr
… einer für alle
Im Laufe der Zeit hat er nun sogar noch mehr Kraft und Motivation gefunden, so dass er sich an ein weiteres Projekt gewagt hat. 2020 hat er den Verein “Indoorcycling für Sehbehinderte”, kurz ICfSB, gegründet. Sein Ziel ist es, mehr und mehr Sehbehinderte für das Indoor Cycling zu motivieren. Dafür erhielt er auch mehrere Geldspenden von Einzelpersonen und auch eine grosse Unterstützung des Blindenvereins Basel, Marlies D… und Herr Krieg…
Auch für sich persönlich hat er sich weitere Ziele gesetzt. Er möchte dran bleiben, sich laufend weiterentwickeln und ausbilden. Die vergangenen Jahre und die damit gemachten Erfahrungen haben ihm Eines gezeigt: Positiv bleiben und die Herausforderungen des Schicksals anzunehmen. Zentral wichtig ist ihm die Weitergabe seiner Erfahrungen. Sein Erfolg soll motivierend sein, nicht aufzugeben, sondern dran zu bleiben. Sich dem Schicksal nicht einfach zu ergeben, sonder proaktiv für die Zukunft nach neuen Zielen zu suchen und sie versuchen zu erreichen.
Imad’s positive Wendung
Imad ist dank seinem eisernen Willen dran geblieben und hat sich nicht entmutigen lassen. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Imad, der vorbildlich zeigt; wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Imad ist es sehr wichtig zu betonen, dass diese für ihn sehr wichtige Entwicklung in seinem Leben, ohne die Unterstützung von vielen nicht passiert wäre. Er nennt das kostenlose Nutzen der Infrastruktur im Fitness Mühlematt. Dies sei für ihn und auch seine Kursteilnehmer ein grosser Support. Eine Dankeschön gehört auch seinen Teilnehmenden, die ihn akzeptieren, so wie er sei, sowie auch an die MitarbeiterInnen, welche ihn immer freundlich und geduldig unterstützten, wo immer es möglich ist.
Imad’s Wertschätzung
Das Wunderschöne daran, Imad schätzt jeglichen Einsatz und ist immer wieder äusserst dankbar dafür. Er möchte sich in diesem Zusammenhang bei weiteren Personen von Herzen bedanken:
- Für die Umsetzung in die Praxis: einen Kurs zu leiten im Fitnesscenter Mühlematt, Oberwil: Valerio C. und Patrick B.
- Für die Unterstützung und Mithilfe bei der Vorbereitung und Gestaltung der Kurse: Peter D.
- Für den Support betreffend Musik und Musikauswahl: Instruktor(Inn)en des Fitness Mühlematt vorab Claudia K. und Noppe K.
- Für die Assistenz während der Stunden: Urs B. und Peter D.
- Für die Akzeptanz als Mitarbeiter im Fitness: Mitglieder des Fitnesscenters
- Für die finanzielle Unterstützung von Einzelpersonen aber auch des Blindenvereins Basel, Marlies D. und Georges K.
- Für den Einsatz von Britta K. und Evelyne T., ohne deren Einsatz eine Ausbildung im Indoorcycling gar nicht möglich gewesen wäre.
Die Liste könnte sicherlich um einige Personen erweitert werden. Auch diesen gebührt ein grosses Dankeschön.
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